Pressespiegel: Ab zum „Feuerwehr-Doc“

Bericht zur aktuellen Situation, rund um den regelmäßigen Gesundheitscheck der Atemschutzgeräteträger. Direkt aus den Schaumburger Nachrichten.

An einem Sonnabend im Monat ist der Jugendraum in der Lauenauer Feuerwache für den Nachwuchs tabu. Ein Schild verwehrt das Betreten, weil hinter der Tür der „Feuerwehr-Doc“ seine Untersuchungen abhält.

Lauenau. Niemand ist darüber ungehalten. Im Gegenteil: Was hier passiert, stößt auf größtes Wohlwollen aller, die im Brandschutz tätig sind.

Die ungewöhnliche Sprechstunde haben Ortsbrandmeister Klaus-Werner Volker und der Allgemeinmediziner Joachim Brockmeyer miteinander vereinbart. Brockmeyer ist seit Kurzem in Ruhestand. Das Angebot kommt allen Atemschutzgeräteträgern zugute, die sich einem regelmäßigen Gesundheitscheck stellen müssen. Ob sie der körperlichen Extremsituation noch gewachsen sind, klärt der Arzt alle drei Jahre. Kameraden, die den 50. Geburtstag gefeiert haben, müssen häufiger antreten.

Bis vor einigen Jahren war die Prozedur noch beim Hausarzt möglich. Doch neuerdings haben sich Kassenärztliche Vereinigung und Feuerwehrunfallkasse darauf verständigt, dass diese Kontrollen nur noch vom Medizinischen Dienst vorgenommen werden. Davon ausgenommen sind allenfalls Ärzte, die bereits vor 2008 entsprechend legitimiert waren.

Die Neuregelung stößt in Feuerwehrkreisen auf erhebliches Grollen. „Ein Unding“, schimpft zum Beispiel Volker und rechnet vor, dass für die turnusmäßige Kontrolle bis zu zwei Tage Zwangsurlaub fällig sind: für die Blutentnahme in nüchternem Zustand sowie für den eigentlichen aufwendigen Check. Denn der Arbeitsmedizinische Dienst sitzt in Bückeburg und in Hannover und damit viel weiter entfernt als die Hausarztpraxis.

Hinzu komme eine lange Wartezeit auf freie Termine: „Da haben wir Kameraden für den Atemschutz begeistert und ausgebildet. Und diese müssen nun weite Wege und viel Zeit investieren, um überhaupt einsatzbereit zu bleiben.“

Volker hat deshalb mit dem Lauenauer Mediziner an einer Lösung für Betroffene im Bereich der Samtgemeinde Rodenberg gebastelt. Der 67-jährige Brockmeyer, der sich seit jeher für ausreichende ärztliche Versorgung im ländlichen Bereich engagiert und ehrenamtlich in der hannoverschen Obdachlosenszene tätig ist, nimmt die Untersuchungen nach festem Zeitplan vor: Blutabnahme, Blutdruckmessung, Hör- und Sehtest, Lungenfunktion, EKG und weitere Kontrollen erfordern einen etwa einstündigen Aufwand – aber eben an einem arbeitsfreien Sonnabend und direkt vor Ort.

Brockmeyer hat dafür in die fälligen Geräte investiert: „Das ist mir die Sache wert – auch, weil ich Einsatzbereitschaft und Können der Feuerwehr sehr schätze.“ In seiner Kartei befinden sich über 250 Namen von Betroffenen, die im zwei- oder dreijährigen Rhythmus untersucht werden. Es dürften bald noch mehr werden: Denn ein Rodenberger Kollege, der bislang ebenfalls Atemschutz-Kontrollen vornahm, will in absehbarer Zeit aus Altersgründen aufhören. Und auch im weiteren Umland hat es bereits ein erstes Aufhorchen in Fachkreisen gegeben. nah

Quelle: Schaumburger Nachrichten